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ISO 29461

ISO 29461-1:2021 : ISO 29461 - Ansaugfiltersysteme von Rotationsmaschinen

Die ISO 29461-1:2021 ist die aktualisierte Norm zur Prüfung und Klassifizierung statischer Luftfilter (Taschenfilter, Panelfilter, Kompaktfilter und Patronenfilter) für Rotationsmaschinen – darunter stationäre Gasturbinen, Kompressoren und Verbrennungsmaschinen.

Sie ersetzt die Erstversion von ISO 29461-1:2013 und führt erstmals die Filterklassen ISO T1 bis T13 ein.

Die neue Testmethode orientiert sich an den Standards ISO 16890 und ISO 29463 und bildet damit eine moderne Bewertungsgrundlage für Zuluftfilter.

Rotationsmaschinen, Gasturbinen, Kompressoren

Warum wurde die ISO 29461-1 aktualisiert und was regelt sie?

Die ISO 29461-1 definiert, wie statische Zuluftfilterelemente wie für Rotationsmaschinen geprüft werden. Abrasion, Fouling und Korrosion gelten als Hauptprobleme, wenn Salz oder andere Partikel in die Maschine gelangen, denn Kontaminationen können die Betriebseffizienz einer Turbine signifikant schmälern.
Was wurde mit der Aktualisierung von ISO 29461-1:2021 neu etabliert?

  • Die Version ISO 29461-1:2013 (ohne eigene Klassifizierung) wurde ersetzt
  • Ein vollständiges Filterklassensystem (ISO T1–ISO T13) wurde eingeführt
  • Es besteht ein vollends neues Prüfverfahren von Luftfiltern für Gasturbinen

Damit stehen erstmals eindeutige Kriterien zur Leistungsbewertung von Ansaugfiltern im Turbinen- und Kompressorbetrieb zur Verfügung. 

Die Klassifizierung umfasst die Filterklassen ISO T1 bis ISO T13, wobei:

  • ISO T1 bis ISO T9 auf Prüfverfahren gemäß ISO 16890 basieren,
  • ISO T10 bis ISO T13 auf ISO 29463 basieren.

Damit ergibt sich eine einheitliche Grundlage zur Bewertung der Filterleistung – von Grobstaubfiltern über ePM-Filterklassen bis hin zu EPA- und HEPA-Filterklassen im MPPS-Bereich.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die neuen Filterklassen gemäß ISO 29461 und verdeutlicht den Bezug zu den anderen beiden Normen.

Filterklassen gemäß ISO 29461 Filtergruppen Prüfergebnisse gemäß EN 1822-1:2019 Prüfergebnisse gemäß ISO 16890
Wirkungsgrad im MPPS ePM1,min ePM2,5,min ePM10 Gravimetrischer Anfangsabscheidegrad A100
ISO T1


Coarse
20 % < A100 < 50 %
ISO T2 ≥ 50 %
ISO T3 ≥ 70 %
ISO T4 ≥ 85 %
ISO T5 ePM10 ≥ 50 %
ISO T6 ePM2,5 ≥ 50 %
ISO T7

ePM1
≥ 50 %
ISO T8 ≥ 70 %
ISO T9 ≥ 85 %
ISO T10

EPA
≥ 85 %
ISO T11 ≥ 95 %
ISO T12 ≥ 99,5 %
ISO T13 HEPA ≥ 99,95 %


Klassifizierung gemäß ISO 29461
Klassifizierung gemäß ISO 29461

Wie läuft die Prüfung nach ISO 29461-1 ab?

Der Prüfablauf stellt sich in Abhängigkeit zur Filterklasse wie folgt dar:

  1. Prüfung der Anfangsdruckdifferenz
  2. Ermittlung des gravimetrischen Anfangsabscheidegrads im Vergleich zur aufgenommenen Masse an Prüfstaub für die Filterklassen ISO T1, ISO T2, ISO T3 und ISO T4
  3. Ermittlung des Fraktionsabscheidegrads für die Filterklassen ISO T5 und ISO T6
  4. Konditionierung für die Ermittlung des Fraktionsabscheidegradminimums für die Filterklassen ISO T7, ISO T8 und T9
  5. Gegebenenfalls Ermittlung des Abscheidegrads im MPPS für hocheffiziente Luftfilter der Filterklassen ISO T10, ISO T11, ISO T12 uns ISO T13
  6. Erfassung des Staubspeichervermögens

Zur Erfassung der Filtereffizienz nimmt die Prüfung von Luftfiltern gemäß ISO 29461 Bezug auf die Prüfverfahren gemäß ISO 16890 und ISO 29463. Allerdings existieren Unterschiede beim Ablauf der Prüfung, welche im Folgenden für die Filterklassen T1 bis T4, T5 bis T9 und T10 bis T13 genauer erläutert werden.


Ablauf der Prüfung gemäß ISO 29461

Wie funktioniert die Prüfung der Filterklassen ISO T1 – ISO T4?

Während nach aktuellem Stand der ISO 16890 Luftfilter der Gruppe ISO Coarse basierend auf einem gravimetrischen Anfangsabscheidegrad bei einer zudosierten Staubmasse von 30g ISO Fine-Staub (auch bekannt als L2-Staub gemäß ISO 15957 bzw. A2 gemäß ISO 12103-1) klassifiziert werden, ist bei der ISO 29461-1 stattdessen eine Staubmasse von 100 g vorgesehen. Die Filter der Coarse-Gruppe werden sodann, ebenfalls anders als bei der Klassifizierung nach ISO 16890 nicht als ISO Coarse sondern in die vier Filterklassen ISO T1, ISO T2, ISO T3 oder ISO T4 eingeteilt.

Wie werden die Filterklassen ISO T5 – ISO T9 nach ISO 29461 bestimmt?

Filter der ePM-Gruppen nach ISO 16890 werden wie folgt gemäß ISO 29461-1 übernommen:

  • ISO T5 à ePM10
  • ISO T6 à ePM2,5
  • Für die Gruppe ePM1 erfolgt eine feinereUnterscheidung in:
    • ISO T7
    • ISO T8
    • ISO T9

Diese Feineinteilung basiert auf einer wichtigen Besonderheit der ISO 29461-1: Bewertet werden ausschließlich die konditionierten Werte (ePM1,min).

Der Grund: Manche Filtermedien zeigen ohne Konditionierung durch elektrostatische Ladung künstlich erhöhte Abscheideleistungen, die im Realbetrieb nicht reproduzierbar sind.

Genauer: ISO 16890 klassifiziert in 5er-Schritten (z. B. ePM1 50 %, 55 %, 60 %).
Diese Werte beruhen auf dem Mittelwert aus:

  • unbehandeltem Filter
  • und konditioniertem Filter

ISO 29461-1 setzt hingegen auf eine rein konditionierte Bewertung, um eine realitätsnähere Abscheideleistung darzustellen – frei von elektrostatischen Zusatzeffekten.

Wie werden die Filterklassen ISO T10 – ISO T13 geprüft?

Die hochleistungsfähigen Filterklassen ISO T10 bis ISO T13 erfassen EPA Filter und HEPA Filter.

Sie basieren auf der Normenreihe ISO 29463, die international die Nachfolge von EN 1822-1übernommen hat.

Die Zuordnung:

  • ISO T10 → entspricht unterhalb von E10 (keine direkte EN-1822-Kategorie)
  • ISO T11 → entspricht ISO 15E
  • ISO T12 → entspricht ISO 25E
  • ISO T13 → entspricht ISO 35H

Damit decken die Klassen ISO T10–T13 alle EPA- und HEPA-Stufen der klassischen EN 1822-1Systematik ab.

Welche Unterschiede bestehen zwischen ISO 29461-1, ISO 16890 und ISO 29463?
Welche Unterschiede bestehen zwischen ISO 29461-1, ISO 16890 und ISO 29463?

1. Staubspeichervermögen & Enddruckverluste

ISO 29461-1:

  • Coarse-Filter → 375 Pa Enddruckverlust
  • ePM-Filter,EPA-Filter und HEPA-Filter → Enddruckverlust 625 Pa

ISO 16890-3:

  • Coarse-Gruppe → Enddruckverlust 200 Pa
  • ePM-Gruppen → Enddruckverlust 300 Pa
  • Staubbeladung teilweise optional

ISO 29463:

  • Keine Staubbeladung vorgesehen
Volumenstrom

2. Volumenstrombereiche

ISO 16890-3:

  • 900–5400 m³/h
  • Test üblicherweise bei 3400 m³/h

ISO 29463:

  • kein definierter Bereich
  • Prüfung beim Nominalvolumenstrom

ISO 29461-1:

  • 850–8500 m³/h
  • hoher Maximalwert (8500 m³/h) → relevant v. a. für Gasturbinen zur Energieerzeugung auf Offshore-Öl- oder Gasförderplattformen, die sehr hohe Volumenströme pro Filterelement aufweisen

Fazit zur neuen ISO 29461

Die ISO 29461-1:2021 ersetzt die Version von 2013, die sich aufgrund fehlender Klassifizierung nicht im Gasturbinen-Marktsegment etablieren konnte.
Die neue Norm führt nun ein vollständiges System zur Klassifizierung statischer Zuluftfilter ein und ermöglicht damit eine deutlich einfachere Vergleichbarkeit.

  • ISO T1–T4 → Grobstaubfilter (ISO Coarse)
  • ISO T5–T9 → PM-basierte Filterklassen gemäß ISO 16890 (ePM10, ePM2,5, ePM1)
  • ISO T10–T13 → EPA- und HEPA-Filterklassen

Das Update der ISO 29461 und die Auslegung der Prüfnorm auf das spezielle Anwendungsgebiet von Ansaugfiltersystemen von Rotationsmaschinen dürfte die Anwender von stationären Gasturbinen, Kompressoren und anderen stationären Verbrennungsmaschinen erfreuen. Insbesondere die Erweiterung der Norm um eindeutige Klassifizierungsmerkmale vereinfacht die Handhabung, um Luftfilter anhand deren erzielten Filterklassen deutlicher einfacher zu vergleichen.

Allerdings birgt die Erfassung des Staubspeichervermögens die Gefahr, das Bewertungskalkül bei der Filterauswahl auf einen Parameter zu legen, welche nur geringe Praxisrelevanz aufweist. Insbesondere im Bereich der Filterklassen T10 bis T13, welche die bekannten EPA- und HEPA-Luftfilter betreffen, dürften die Ergebnisse vom Prüfstand schwer mit den erzielbaren Ergebnissen im Realeinsatz vergleichbar sein. Diese hocheffizienten Luftfilter operieren nämlich stets mit einer passenden Vorfilterkonfiguration. So fokussiert sich die Abscheidung durch die hocheffizienten Endfilter auf submikrone Partikel kleiner 0,4 µm. Dieses Partikelspektrum umfasst zwar mengenmäßig ca. über 99% der Partikel unserer Atmosphäre, fällt aber nur geringfügig ins Gewicht, da die "gewichtigen" Partikel im Bereich über 1 µm aufzufinden sind und insofern vorrangig durch die Vorfilterstufen abgeschieden werden. Insofern fällt die Aufnahme von größeren, massebehafteteren Staubpartikeln in der Praxis für die hohen Filterklassen kaum ins GEWICHT! Es lohnt sich also auch bei diesem Thema der Filterbranche, die Ergebnisse auf die eigene Anwendung und individuellen Betriebsziele zu bewerten. Wir beraten Sie gerne individuell und halten Sie stets via unserem EMW-Kanal auf LinkedIn und Youtube oder unserem Newsletter über die ISO 29461 sowie andere relevante Filtrationsthemen auf dem Laufenden.

Und jetzt sind Sie gefragt! Testen Sie Ihr Wissen rundum die ISO 29461!

Welche Filterklassen umfasst die Klassifizierung gemäß ISO 29461-1:2021?

Welche Filterklassen umfasst die Klassifizierung gemäß ISO 29461-1:2021?

FAQ – ISO 29461-1 & Filterklassen

1. Warum wurde die ISO 29461-1 im Jahr 2021 überarbeitet?

Weil die Version von 2013 keine Klassifizierung vorsah und daher kaum Anwendung fand. Die Version von 2021 führte die Klassen ISO T1 bis T13 ein und machte die Norm marktrelevant.

2. Welchen Filtertypen lassen sich die Klassen ISO T1 bis ISO T13 zuordnen?
  • T1–T4: Grobstaubfilter
  • T5–T9: Feinfilter / ePM-Klassen
  • T10–T13: EPA-/HEPA-Filter
3. Worin unterscheiden sich ISO T7–T9 von den ePM1-Klassen der ISO 16890?

ISO 29461 bewertet ausschließlich die konditionierten Werte (ePM1,min), um elektrostatische Effekte auszuschließen, die Laborwerte verfälschen können.

4. Für welche Anwendungen wurde die ISO 29461-1 entwickelt?

Für Ansaugfiltersysteme von Rotationsmaschinen wie Gasturbinen und Kompressoren, um ihre Filterleistung unter realen Betriebsbedingungen vergleichbar zu bewerten.

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